iebe Kunstinteressierte,

 Für Donnerstag, den 11. Dezember 2025 um 18 Uhr laden wir zur Eröffnung der Ausstellung „Kunst für SOS-Menschenrechte“ ein – mit einer Keynote von Elke Aigner, Geschäftsführerin von SOS-Menschenrechte.

Wir zeigen unterschiedlichste Kunstwerke, die zugunsten der Organisation „SOS-Menschenrechte“ zum Verkauf angeboten werden – darunter Werke von Oswald Oberhuber, Wander Bertoni, Peter Sengl, Karl Mostböck, Norbert Hinterberger, …

In Zeiten markanter (nicht nur finanzieller) Einschnitte im Sozialleben und faktischer Abwendung von den Internationalen Menschenrechten bemüht sich die ehrenamtlich arbeitende Organisation „SOS-Menschenrechte“ im Sinne des „Lichtermeers“ von 1993 in Linz und Wien, um Menschlichkeit im politischen und gesellschaftlichen Miteinander und konkrete Hilfestellungen für jene Menschen, die sie benötigen.f   

Liebe Gäste,

es ist mir eine große Freude, Sie/euch heute zur Eröffnung dieser besonderen Ausstellung „Kunst für SOS-Menschenrechte“ willkommen zu heißen. SOS, das seit jeher als Notsignal und besonderer Hinweis auf latente wie aktuelle Gefährdungslagen gilt. Und Kunst, die seit jeher als Brückenbauer dient. Wir sind also hier zusammengekommen, um uns von Kunst inspirieren zu lassen und um die Kraft der Kunst für die Menschenrechte sichtbar zu machen.

Kunst ist seit jeher Spiegel und Stimme unserer Gesellschaft. Sie zeigt uns, was oft verborgen bleibt, sie verleiht jenen Ausdruck, die sonst nicht gehört werden, und sie öffnet Räume für Empathie und Dialog. Genau dafür steht auch SOS-Menschenrechte. Gerade in einer Zeit, in der Menschenrechte weltweit unter Druck geraten, brauchen wir diese Stimmen mehr denn je.

Kunst als Sprache der Freiheit

Menschenrechte sind nicht nur juristische Texte oder politische Forderungen. Sie sind das Fundament unseres Zusammenlebens, die Basis für Würde, Freiheit und Gleichheit. Sie sind das Fundament unserer Demokratie. Es gibt keine Demokratie ohne Menschenrechte – und es gibt keine Menschenrechte ohne Demokratie.

Doch wie können wir diese abstrakten Prinzipien spürbar machen? Kunst hat die einzigartige Fähigkeit, genau das zu tun. Sie übersetzt Rechte in Bilder, Klänge, Formen und Geschichten. Sie macht sichtbar, was Worte allein nicht erreichen können: das Gefühl von Freiheit, die Erfahrung von Ausgrenzung, die Sehnsucht nach Gerechtigkeit.

Die Verantwortung der Kunstschaffenden

Künstlerinnen und Künstler übernehmen Verantwortung, indem sie hinschauen, wo andere wegschauen. Sie erinnern uns daran, dass Menschenrechte nicht selbstverständlich sind, sondern täglich verteidigt werden müssen. Ihre Werke sind oftmals Mahnung und Ermutigung zugleich.

Die Verantwortung von uns allen

Doch Kunst allein kann die Welt nicht verändern. Sie braucht uns – die Betrachterinnen und Betrachter, die Zivilgesellschaft, die Politik. Sie fordert uns heraus, Stellung zu beziehen, aktiv zu werden, nicht zu schweigen.

Diese Ausstellung möchte vor allem auch ein Ort der Begegnung, der Reflexion und des Handelns sein. Sie lädt uns ein, über unsere eigene Rolle nachzudenken: Wo können wir selbst für Menschenrechte eintreten? Wo können wir Solidarität zeigen?

Und an diesem Punkt muss ich etwas politischer werden. Es gibt politische Parteien, die gezielt mit Angstschüren, Abwerten und Schlechtmachen, mit ihrem Hass auf die schwächsten Menschen der Gesellschaft, Hass auf alle möglichen Minderheiten und ausgegrenzten Gruppen ihre Wählerschaft zu mobilisieren versuchen. Neuerdings gesellt sich auch noch das Attackieren von sogenannten „linken“ NGOs hinzu. Mit Hass lässt sich einfacher mobilisieren – eine psychosoziale Dynamik, die sehr gut erforscht ist und die von eben genau diesen politischen Parteien sehr gerne und gezielt eingesetzt wird, weil sie damit alles Negative auf diese Minderheiten projizieren können und sie als Sündenböcke benutzen können, und sich dabei selbst und die Mitglieder ihrer eigenen Gruppe überhöhen können.

Es ist sicherlich so, dass Maßnahmen, die ein funktionierendes Sozialsystem sicherstellen und sich um die Schwächsten der Gesellschaft kümmern, damit sich möglichst viele Menschen entfalten können, dass diese Maßnahmen Geld kosten und sehr teuer sind. Aber genau jetzt in diesen Bereichen extrem zu kürzen und einzusparen, ohne sich die Konsequenzen in der Zukunft bewusst zu machen, ist extrem kurzsichtig. Wir sind auf gute und nachhaltige Integration der neu zugewanderten Menschen angewiesen.

In Österreich ist bereits mehr als jeder Fünfte im Ausland geboren. Bei der Bevölkerungsgruppe der unter 5-Jährigen, der sogenannten 2. Generation, sind es bereits deutlich über 40%, die einen Migrationshintergrund haben. Zum Vergleich: Bei den Pensionistinnen und Pensionisten liegt der Migrationsanteil noch bei unter 15%. Aber die demografische Entwicklung setzt sich fort und lässt sich nicht aufhalten. In 20 Jahren wird nach vorläufigen Prognosen mehr als ein Drittel der österreichischen Bevölkerung einen Migrationshintergrund haben.

Ich stelle mir also die Frage, warum manche politischen Parteien das nicht wahrhaben wollen und sich gegen nachhaltige Integration stellen. Darüber können wir gerne im Anschluss noch sprechen.

Aber jetzt möchte ich noch auf die Kunst als Brückenbauer zu sprechen kommen.

Ein weiterer Aspekt, den ich hervorheben möchte, ist die verbindende Kraft der Kunst. Menschenrechte gelten universell, unabhängig von Herkunft, Religion oder Geschlecht. Kunst überschreitet Grenzen. Sie schafft Brücken zwischen Kulturen, Generationen und Perspektiven. In diesem Raum begegnen sich unterschiedliche Stimmen, und gerade in dieser Vielfalt liegt die Stärke.

Ein Blick in die Zukunft

Diese Ausstellung ist nicht nur eine Rückschau auf das, was bereits geschaffen wurde. Manche der Kunstschaffenden dieser Kunstwerke sind bereits verstorben. Sie ist auch ein Versprechen für die Zukunft. Sie zeigt, dass Kunst immer wieder neue Wege findet, Menschenrechte zu thematisieren – sei es durch Malerei, Fotografie, Skulptur oder digitale Medien. Sie erinnert uns daran, dass die Verteidigung der Menschenrechte eine Aufgabe ist, die niemals abgeschlossen sein wird.

Mein persönlicher Wunsch

Ich wünsche mir, dass jede und jeder von uns heute nicht nur beeindruckt von den Werken, sondern auch berührt und inspiriert von den Gesprächen, die wir noch führen werden, nach Hause geht. Dass wir uns fragen: Was bedeutet Menschenwürde für mich? Wo sehe ich Ungerechtigkeit? Und wie kann ich selbst einen Beitrag leisten, dieser Ungerechtigkeit entgegenzutreten? Sei es im Kleinen oder im Großen.

Schlusswort

Lasst uns/Lassen Sie uns die Ausstellung als Einladung verstehen: zur Auseinandersetzung, zum Dialog, zum Handeln. Kunst für SOS-Menschenrechte ist mehr als ein Motto – es ist ein Auftrag. Ein Auftrag, den wir gemeinsam tragen.

Ich danke allen Künstlerinnen und Künstlern, die ihre Werke dem Verein SOS-Menschenrechte kostenlos zur Verfügung gestellt haben und ich bedanke mich bei unserem Vorsitzenden Peter Assmann, der diese Ausstellung in seiner Galerie gemeinsam mit seinem Kollegen Leo Neuhauser möglich gemacht hat.

Ich danke auch für eure Aufmerksamkeit und freue mich auf den gemeinsamen Austausch.

Elke Aigner,

(Geschäftsführerin von SOS-Menschenrechte)

Das Team der Kunstoffizin.Linz ist zumeist zu den Öffnungszeiten (Donnerstag und Freitag 10-18 Uhr) und immer nach telefonischer Vereinbarung vor Ort (Graben 6, Linz - Austria)